Zwischen Autonomie und Angewiesenheit

Das Thema Familie erhitzt einmal wieder die Gemüter. Jedenfalls wenn es um familienpolitische Fragen wie Krippenplätze und Betreuungsgeld geht, oder wenn das Ehegattensplitting zur Debatte gestellt wird und nun auch gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften zugutekommt. Dabei soll Familie doch eigentlich ein Ort sein, wo wir uns wohl fühlen und Gemeinschaft erleben.

Jugendstudien zeigen: Der Wunsch zu heiraten und eine Familie zu gründen ist nach wie vor groß. Auch wenn Ehen scheitern und Eltern sich trennen, entstehen neue sogenannte Patchworkfamilien. Zugleich aber fürchten junge Eltern, mehr als ein Kind ließe sich mit ihrer Berufstätigkeit nicht vereinbaren und Alleinerziehende fühlen sich gesellschaftlich im Stich gelassen. Familie ist der Ort unserer Sehnsucht, sie ist aber auch eine Gestaltungsaufgabe für Politik, Gesellschaft und Kirche.

"Während die einen aufatmen, weil sie sich endlich von ihrer Kirche verstanden und wertgeschätzt fühlen, haben andere den Eindruck, die evangelische Kirche verrate ihre Werte"

Deshalb hat die Evangelische Kirche in Deutschland im Juni eine Schrift zum Thema "Familie" herausgebracht: die Orientierungshilfe des Rates der EKD mit dem Titel "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familie als verlässliche Gemeinschaft gestalten". Nun aber erhitzt auch diese Schrift die Gemüter. Ist das Bild von Familien, das da gezeichnet wird, nicht zu sehr dem Zeitgeist verhaftet? Ist die Theologie, die dahinter steht, biblisch gut begründet? Während die einen aufatmen, weil sie sich endlich von ihrer Kirche verstanden und wertgeschätzt fühlen, haben andere den Eindruck, die evangelische Kirche verrate ihre Werte.

Die Debatte ist in vollem Gange, und wir freuen uns, dass dabei gerade auch nach der Theologie gefragt wird – also danach, was die evangelische Kirche biblisch begründet sozialethisch zum Familienbild und zu den Prioritäten der Familienpolitik sagen kann. In den letzten Wochen und Monaten sind eine Fülle von Stellungnahmen, Artikeln und Interviews zu dieser Orientierungshilfe  veröffentlicht worden. Und der Rat der EKD hat sich entschieden, am 28. September dieses Jahres ein theologisches Fachsymposion zu veranstalten, um die Diskussion zu vertiefen.

Denn die theologische Grundfrage, in welchem Verhältnis die Werte von Verlässlichkeit, Verbindlichkeit, Treue und Verantwortlichkeit, die das Miteinander in allen Familienformen prägen können, zur Ehe als Institution stehen, sollen weiter bearbeitet werden. Die Impulsreferate des Symposions, die auch auf dieses Thema eingehen, finden Sie auf dieser Website.

Darüber hinaus stellen wir Ihnen aber auch weitere Texte zum Thema zur Verfügung. Wir danken evangelisch.de dafür, die Debatte auf diesen Seiten einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen.

Cornelia Coenen-Marx
Referentin Sozial- und Gesellschaftspolitische Fragen der EKD


Auf diesen Seiten finden Sie...

...den Originaltext des Familienpapiers "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit"

...alle Beiträge zur Debatte, sortiert nach Ersterscheinung

...alle Teilnehmer der Debatte mit Links zu ihren Texten