Aktuelle Beiträge
23.11.2013
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Wilfried Härle
Das Redemanuskript von Prof. Dr. Wilfried Härle, Heidelberg, von der Konsultation zur EKD-Orientierungshilfe an der Evangelischen Akademie Bad Boll
am 22. und 23. November 2013.
23.11.2013
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Isolde Karle
Vortrag von Isolde Karle bei der Konsultation zur EKD-Orientierungshilfe an der Evangelischen Akademie Bad Boll am 22. und 23. November 2013. Der Vortrag wird in erweiterter Form veröffentlicht in: "Isolde Karle, Sexualität, Liebe, Ehe. Beobachtungen und Orientierungen, Gütersloh 2014".
Willkommen auf Asteroid 325!
Warum so kompliziert? Geht es nicht um etwas ganz anderes? Wenn jüngere Menschen sich zur OH nicht äußern, dann ist das vor allem ein Indiz dafür, dass es ihnen egal ist, was "die Kirche" als Institution so sagt. Und vielleicht haben sie sogar recht damit ... verhält sich doch die Kirche mit der OH kaum anders als der König auf dem Asteroiden 325 in Saint-Exuperys Buch "Der Kleine Prinz" Dort heißt es:
Der König hielt in hohem Maße darauf, dass man seine Autorität respektiere. Er duldete keinen Ungehorsam. Er war ein absoluter Monarch. Aber da er sehr gütig war, gab er vernünftige Befehle.
"Wenn ich geböte", pflegte er zu sagen, "wenn ich einem General geböte, sich in einen Seevogel zu verwandeln, und wenn dieser General nicht gehorchte, es wäre nicht die Schuld des Generals. Es wäre meine Schuld."
"Darf ich mich setzen?" fragte schüchtern der kleine Prinz.
"Ich befehle dir, dich zu setzen", antwortete der König und zog einen Zipfel seines Hermelinmantels majestätisch an sich heran.
Aber der kleine Prinz staunte. Der Planet war winzig klein. Worüber konnte der König wohl herrschen?
"Herr", sagte er zu ihm "ich bitte, verzeiht mir, dass ich Euch frage..."
"Ich befehle dir, mich zu fragen.", beeilte sich der König zu sagen.
"Herr... worüber herrscht Ihr?"
"Über alles.", antwortete der König mit großer Einfachheit.
"Über alles?"
Der König wies mit einer bedeutsamen Gebärde auf seinen Planeten, auf die anderen Planeten und auf die Sterne.
"Über all das?" fragte der kleine Prinz.
"Über all das.", antwortete der König.
Denn er war nicht nur ein absoluter Monarch, sondern ein universeller.
"Und die Sterne gehorchen Euch?"
"Gewiss." sagte der König. "Sie gehorchen aufs Wort. Ich dulde keinen Ungehorsam."
Solche Macht verwunderte den kleinen Prinzen sehr. ... Und da er sich in der Erinnerung an seinen kleinen verlassenen Planeten ein bisschen traurig fühlte, fasste er sich ein Herz und bat den König um eine Gnade:
"Ich möchte einen Sonnenuntergang sehen... Machen Sie mir die Freude... Befehlen Sie der Sonne unterzugehen..."
"Wenn ich einem General geböte, nach der Art der Schmetterlinge von einer Blume zu andern zu fliegen oder eine Tragödie zu schreiben oder sich in einen Seevogel zu verwandeln, und wenn dieser General den erhaltenen Befehl nicht ausführte, wer wäre im Unrecht, er oder ich?"
"Sie wären es.", sagte der kleine Prinz überzeugt.
"Richtig. Man muss von jedem fordern, was er leisten kann." antwortete der König.
"Die Autorität beruht vor allem auf der Vernunft. Wenn du deinem Volke befiehlst, zu marschieren und sich ins Meer zu stürzen, wird es revoltieren. Ich habe das Recht, Gehorsam zu fordern, weil meine Befehl vernünftig sind."
"Was ist also mit meinem Sonnenuntergang?" erinnerte der kleine Prinz, der niemals eine Frage vergaß, wenn er sie einmal gestellt hatte.
"Deinen Sonnenuntergang wirst du haben. Ich werde ihn befehlen. Aber in meiner Herrscherweisheit werde ich warten, bis die Bedingungen dafür günstig sind."
"Wann wird das sein?" erkundigte sich der kleine Prinz.
"Hm, hm!" antwortete der König, der zunächst einen großen Kalender studierte, "Hm, hm! Das wird sein gegen... gegen... das wird heute Abend gegen sieben Uhr vierzig sein! Und du wirst sehen, wie man mir gehorcht."
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Eine Kirche, die nur nachplappert, was die Gesellschaft sowieso schon tut, ist nicht die Leitinstanz einer vermeintlichen civil religion, sondern provoziert das Gefühl, sie sei überflüssig. Das ist übrigens auch der entscheidende Unetrschied zur Ostdenkschrift: Die entfachte Debatten, weil sie der Gesellschaft etwas Neues zeigte, was sich dann auch durchgesetzt hat. Die OH aber übergießt das, was ist, mit einer Sauce der Zustimmung, die selbst denen, die sie damit unterstützen will, peinlich ist (Viele Alleinerziehende und Regenbogen-Familienangehörige hätten sich nichts sehnlicher gewünscht, als in einer stabilen Ehe leben zu können und leiden darunter, dass es nicht geklappt hat. Denen ist mit einem: "Was wollt Ihr eigentlich, Eure Lebensform ist doch o.k" überhaupt nicht geholfen ...)